„Salomé“ ist ein Drama von Oscar Wilde, ursprünglich 1891 auf Französisch verfasst. Es handelt sich um eine Einakter-Tragödie, die von der biblischen Erzählung über Salomé und ihren Tanz der sieben Schleier inspiriert ist, und mit der Enthauptung von Johannes dem Täufer gipfelt.
Grundlegende Informationen
- Titel des Werkes: Salomé
- Autor: Oscar Wilde
- Veröffentlichungsdatum: 1893 (für die französische Ausgabe); eine englische Übersetzung, illustriert von Aubrey Beardsley, folgte 1894.
- Originalsprache: Französisch
- Genre: Drama/Tragödie
- Form und Struktur: Einakter
- Schauplatz: Das Stück spielt auf der Terrasse des Palastes von Herodes Antipas, dem Tetrarchen von Judäa, mit Blick auf den Festsaal.
- Themen: Die Gefahren der Besessenheit, die zerstörerische Macht der Begierde, das Aufeinandertreffen von Spiritualität und Sinnlichkeit und die Unausweichlichkeit des Schicksals.
- Veröffentlichungsmedium: Ursprünglich als Buch veröffentlicht. Aufgrund seines kontroversen biblischen Inhalts wurde das Stück in England erst 1931 aufgeführt.
- Sprachstil: Wilde verwendet in „Salomé“ eine reiche und poetische Sprache. Die Charaktere, insbesondere Salomé selbst, sprechen in einer formellen und prächtigen Weise. Wildes Wortwahl trägt zur exotischen und dekadenten Atmosphäre des Stücks bei, die Sinnlichkeit mit spirituellen Themen verbindet.
Zusammenfassung von Salomé in einem Absatz
Die biblische Erzählung von Begierde und Rache entfaltet sich in einer mondüberfluteten Nacht im Palast von Herodes Antipas. Salomé, die Stieftochter des Tetrarchen, ist fasziniert von dem eingekerkerten Propheten Jochanaan (Johannes der Täufer). Nachdem sie von ihm zurückgewiesen wurde, führt sie für Herodes den sinnlichen Tanz der sieben Schleier auf und fordert als Belohnung Jochanaans Kopf auf einer Silberplatte. Das Stück taucht tief in die Themen Obsession, Lust und das zerstörerische Zusammenspiel von Geistlichkeit und Sinnlichkeit ein und gipfelt in einem makabren Finale, in dem Salomé den abgeschlagenen Kopf des Propheten leidenschaftlich küsst, den sie einst begehrte.
Ein-Satz-Zusammenfassung
Oscar Wildes „Salomé“ zeichnet die tragische Geschichte obsessiver Begierde nach, in der Salomé für Herodes tanzt und als Gegenleistung den Kopf von Johannes dem Täufer verlangt, was in einem erschütternden Höhepunkt aus Leidenschaft und Tod mündet.
Detaillierte Zusammenfassung
Das Stück verwebt meisterhaft die Themen Lust, Obsession, Religion und die tragischen Folgen unkontrollierter Begierde.
Die Kulisse und die anfänglichen Spannungen
Auf der mondbeleuchteten Terrasse des Palastes von Herodes Antipas beginnt das Stück mit dem jungen syrischen Hauptmann Narraboth, der seine Bewunderung für Prinzessin Salomé, die Stieftochter des Tetrarchen Herodes, ausdrückt. Seine Worte verraten eine Besessenheit, aber der Pagen von Herodias warnt Narraboth vor den gefährlichen Folgen solcher Sehnsüchte. In der Ferne ist der eingesperrte Prophet Jochanaan (Johannes der Täufer) zu hören, der die Sünden von Salomés Mutter, Königin Herodias, verurteilt.
Salomés Faszination für Jochanaan
Fasziniert von Jochanaans Stimme, äußert Salomé den Wunsch, ihn zu sehen. Narraboth, hoffnungslos in Salomé verliebt, kommt ihrem Wunsch entgegen und lässt den Propheten trotz des Verbots des Tetrarchen aus seinem Zisternen-Gefängnis holen. Jochanaan tritt hervor, prophezeit die Ankunft des Messias und verurteilt Salomés Familie für ihre Sünden. Trotz seiner harschen Worte ist Salomé von dem Propheten hingerissen, insbesondere von seinem Körper und seinen Haaren. Sie versucht, ihn zu verführen, aber Jochanaan weist sie ab und kehrt in sein Gefängnis zurück. Narraboth, am Boden zerstört über das, was er erlebt hat, nimmt sich das Leben.
Der Tanz der sieben Schleier
Der Tetrarch Herodes, betrunken und lüstern, versucht, Salomé zum Tanzen zu bewegen und verspricht ihr im Gegenzug alles, was sie begehrt. Zunächst zögerlich, willigt Salomé schließlich ein, als Herodes ihr bis zur Hälfte seines Königreichs verspricht. Sie führt den sinnlichen und fesselnden Tanz der sieben Schleier auf. Herodes, verzaubert, fordert sie auf, ihre Belohnung zu nennen. Zu seinem Entsetzen verlangt sie Jochanaans Kopf auf einer silbernen Platte.
Der Höhepunkt und das Ende
Trotz Herodes‘ Versuchen, sie durch Alternativen wie Juwelen und heilige Schleier umzustimmen, bleibt Salomé bei ihrem Wunsch. Ihre Forderung ist nicht religiös oder moralisch begründet, sondern entspringt ihrer persönlichen Obsession und Demütigung. Widerwillig befiehlt Herodes die Hinrichtung Jochanaans. Salomé erhält den abgeschlagenen Kopf des Propheten und spricht ihn leidenschaftlich an, gesteht ihre Liebe und ihr Verlangen nach Jochanaan. Herodes, angewidert von dieser Darstellung, befiehlt seinen Soldaten, Salomé zu töten.
Charakterübersicht
Salomé
Die zentrale Figur des Stücks, Salomé, ist die Stieftochter von Herodes und die Prinzessin von Judäa. Sowohl verführerisch als auch unschuldig, wird sie intensiv von Jochanaan fasziniert und von ihm abgewiesen. Diese Zurückweisung, kombiniert mit ihren eigenen aufkommenden Begierden, treibt sie dazu, seine Hinrichtung zu fordern. Wilde stellt sie als komplexen Charakter dar, hin- und hergerissen zwischen jugendlicher Naivität und einer dunklen, obsessiven Leidenschaft.
Herodes Antipas (Der Tetrarch)
Herodes ist der Herrscher von Judäa und Ehemann der Herodias. Er wird als lüstern, abergläubisch und leicht manipulierbar dargestellt. Im Laufe des Stücks ist er sowohl von Jochanaans Prophezeiungen eingeschüchtert als auch von Salomés Schönheit fasziniert. Seine Lust auf Salomé veranlasst ihn, ihr jeden Wunsch zu erfüllen, ein Versprechen, das im tragischen Höhepunkt des Stücks gipfelt.
Herodias
Herodias ist Salomés Mutter und Herodes‘ Ehefrau. Sie verabscheut Jochanaan für seine öffentliche Verurteilung ihrer Ehe mit Herodes, da sie zuvor mit Herodes‘ Bruder verheiratet war. Im Stück fungiert sie oft als Stimme der Vernunft, die Herodes vor seinen gefährlichen Schwärmereien warnt und seinen Aberglauben verspottet.
Jochanaan (Johannes der Täufer)
Ein religiöser Prophet, der von Herodes eingekerkert wurde, verkörpert Jochanaan die Stimme moralischer und religiöser Überzeugung. Seine Prophezeiungen und Verurteilungen bilden zentrale Spannungselemente im Stück. Trotz seiner verletzlichen Position bleibt er standhaft in seinen Überzeugungen und weist Salomés Avancen mit feuriger Verachtung zurück.
Narraboth
Der junge syrische Hauptmann der Wache, Narraboth, ist von Anfang an von Salomés Schönheit besessen. Seine Obsession führt ihn dazu, Befehle zu missachten und Salomés Wunsch zu erfüllen, Jochanaan zu sehen. Als die Ereignisse außer Kontrolle geraten, vor allem durch sein eigenes Handeln, wird er von Reue ergriffen und nimmt sich das Leben.
Der Pagen von Herodias
Als kontrastierende Figur zu Narraboth bietet der Page oft vorsichtige Einsichten und Warnungen. Er ist zutiefst von Narraboths Tod betroffen und bietet dem Publikum eine externe Perspektive auf die sich entfaltenden Ereignisse, wobei er die tragische Natur der Erzählung betont.
Entstehung von „Salomé“
Verwurzelt in biblischer Überlieferung, entstand Wildes „Salomé“ in einer Zeit persönlicher und kultureller Entdeckungen. Der spät-19. Jahrhundert Kontext, geprägt durch die Dekadenzbewegung und den französischen Symbolismus, beeinflusste seine Schöpfung maßgeblich. Das Werk spiegelt auch Wildes persönliche Herausforderungen wider, einschließlich gesellschaftlicher Erwartungen und seiner eigenen Sexualität.
Zeitgeist
„Salomé“ entstand während der „fin de siècle,“ einer Zeit der Dekadenz, Ästhetik und sich wandelnden Moralvorstellungen. Stücke wie George Bernard Shaws „Mrs Warren’s Profession“ hinterfragten ebenfalls gesellschaftliche Normen. Die Schriften von Zeitgenossen wie Joris-Karl Huysmans spiegelten Wildes Beschäftigung mit Sinnlichkeit und moralischer Mehrdeutigkeit wider. Sowohl „Salomé“ als auch diese gleichzeitigen Werke sind Zeugnisse der literarischen Fülle der Epoche und ihrer Rebellion gegen viktorianische Restriktionen.
Wildes Farbpalette
Während Wilde für gesellschaftskritische Werke wie „The Importance of Being Earnest“ und „The Picture of Dorian Gray“ berühmt ist, hebt sich „Salomé“ ab. Es tauscht seine charakteristische Satire gegen eine sinnliche, dunkle Atmosphäre ein. Dennoch setzt es seine Tendenz fort, sich in gesellschaftliche Oberflächlichkeiten und menschliche Besessenheiten zu vertiefen.
Öffentliches Urteil
„Salomé“ löste bei seiner Premiere Kontroversen aus. Von einigen als Symbolistisches Meisterwerk gelobt, wurde es von anderen als zu gewagt und unmoralisch angesehen. Die englische Zensurbehörde, das Büro des Lord Chamberlain, verbot es auf der Londoner Bühne aufgrund seiner Darstellung biblischer Figuren. Sein Ruf hat sich seitdem gewandelt, wobei moderne Publikum und Kritiker seine literarische Bedeutung anerkennen.
„Salomé“ neu interpretiert
Verschiedene kreative Köpfe haben „Salomé“ in verschiedenen Medien adaptiert:
- Oper: Richard Strauss‘ „Salome“ behält viel von Wildes Dialog bei.
- Film: „Salomé“ (1923), ein Stummfilm von Charles Bryant und Alla Nazimova.
- Kunst: Aubrey Beardsleys provokative Illustrationen für die englische Ausgabe von 1894.
- Tanz: Choreografen wie Maud Allan präsentierten die „Vision of Salomé“, eine Interpretation des Tanzes der sieben Schleier.
- Theater: Mehrere Wiederaufführungen, einschließlich Steven Berkoffs expressionistischer Interpretation von 1988.
- Musik: Bands wie U2 haben Titel mit dem Namen „Salomé,“ die thematisch inspiriert sind.
Interessante Fakten zu „Salomé“
Sprachliche Umgehung: Wilde schrieb „Salomé“ ursprünglich auf Französisch, um der viktorianischen Zensur zu entkommen. Später beauftragte er eine englische Übersetzung.
Beardsleys Illustrationen: Die Illustrationen von Aubrey Beardsley für die englische Ausgabe galten als so skandalös und erotisch, dass einige davon in bestimmten Ausgaben zunächst weggelassen wurden.
Aufführungsverbot: Sarah Bernhardt, die berühmte französische Schauspielerin, hatte vor, die Rolle der Salomé in England zu spielen. Aufgrund des Verbots des Lord Chamberlain, biblische Figuren auf der Bühne darzustellen, kam es jedoch nie dazu.
Kulturerbe: Der Tanz der sieben Schleier, wie er in Wildes Stück vorgestellt wird, hat einen nachhaltigen Eindruck hinterlassen. Viele beziehen sich darauf oder rekreieren ihn in der modernen Kultur, obwohl der Tanz in biblischen Berichten nicht explizit beschrieben wird.
Biblische Freiheiten: Wilde nahm sich erhebliche kreative Freiheiten mit der biblischen Geschichte. Im Neuen Testament wird Salomé nie beim Namen genannt, und ihre Beweggründe für die Forderung nach dem Kopf von Johannes dem Täufer sind nicht spezifiziert. Wildes Interpretation ist seine eigene Schöpfung und fügt Schichten von psychosexueller Spannung und Drama hinzu.
Wildes persönliche Resonanz: Die Figur der Salomé kann als Spiegelbild von Wildes eigenen Erfahrungen mit verbotenen Sehnsüchten und den Folgen gesellschaftlicher Beurteilung gesehen werden.
Meine persönliche Einschätzung zu „Salomé“
Nachdem ich mich in Oscar Wildes „Salomé“ vertieft habe, war ich sofort von seiner dunklen, sinnlichen Atmosphäre gefangen. Es ist eine Abkehr von Wildes satirischeren Werken, und das allein macht es faszinierend. Das Stück verschmilzt biblische Erzählungen mit Wildes charakteristischem Witz und schafft so einen Cocktail aus verbotenen Begierden und Moralvorstellungen. Der Tanz der sieben Schleier, wenn auch rätselhaft, fügt der Geschichte eine fast hypnotische Anziehungskraft hinzu.
Obwohl es nicht jedermanns Geschmack sein mag, fand ich es faszinierend, die Leidenschaft, Besessenheit und die Konsequenzen ungezügelter Begierden zu erkunden. Für alle, die ein tiefgründiges und reflektierendes Leseerlebnis suchen, ist „Salomé“ definitiv eine Reise wert.
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